Stromsparhilfe für die Armen - eine gute Idee, aber...

Das ist mal eine sinnvolle Sache: Diejenigen, die wenig verdienen, sollten ihr Geld lieber nicht sinnlos für Strom ausgeben; denn der lässt sich leicht und in vielfacher Weise sparen. Dabei hilft stromspar-check PLUS.

 

Eine gute Idee, aber leider nicht ganz durchdacht.

Zum Beispiel erhalten bei diesem Programm Hartz IV Empfänger 150 Euro Zuschuss für einen A+++ Kühlschrank. 150 Euro geschenkt! Nur kostet ein A+++ Kühlschrank, der groß genug für eine 4-köpfige Familie ist, zwischen 600 und 900 Euro. Woher das fehlende Geld nehmen? Wäre es da nicht sinnvoller, den Kühlschrank in Raten abzuzahlen? Da ja durch den eingesparten Strom etwa 100 Euro im Jahr gespart werden, könnte genau diese Menge zum Abzahlen verwendet werden. Dadurch würde eine Menge Strom gespart und die Anschaffungsgebühren wären gleich Null.

 

Leider findet man auf der Webseite auch keine neuen Ideen zum Stromsparen, im Gegenteil - das, was wir sowieso schon wissen, wird in Vielem verwässert. So z.B. steht dort über Waschen und Trocknen:

"Je besser die Wäsche geschleudert wurde, umso weniger Energie braucht man für den Trockner. Am sparsamsten ist natürlich die gute alte Wäscheleine". Warum nicht gleich sagen: Leute, schmeisst euren Trockner raus, er verbraucht mehr Strom als alle anderen Geräte in eurem Haushalt und ist ein vollkommen unnützer Ballast? Na gut, vielleicht in etwas anderen Worten, aber Sie wissen schon, was ich meine.

 

Oder beim Punkt Beleuchtung: Hier werden ausschließlich die Leuchtmaterialien beschrieben, die man verwenden - oder nicht verwenden - sollte. Kein Wort dazu, dass man das Licht immer ausschalten sollte, wenn man nicht im Zimmer ist, und dass kleine Lämpchen im Garten und am Haus, über´s Jahr hinweg unglaublich viel Energie fressen.

 

Oder beim Waschen und Spülen: Man soll Duschen, nicht Baden. Schön und gut, aber wissen Sie, wie lange ein Mensch unter der Dusche stehen kann - unter laufendem Wasser? Da geht noch mehr. Wäre es nicht sinnvoll, vorzuschlagen, Wasser beim Einseifen abzudrehen, sowohl unter der Dusche als auch beim Händewaschen?

 

Noch ein letzter Punkt: Heizen. Am augenfälligsten erscheint es mir, dass viele Menschen im Winter zu hause in T-Shirts oder gar Shorts herumlaufen. Im Winter gehören die schönen warmen Wollpullis aus der Kiste gekramt und angezogen. Ist es einem im Wollpulli  zu warm, dann wird eindeutig zu stark geheizt. Da kann man die Heizung bei den meisten Menschen um weit mehr als 1 Grad herunterdrehen.

 

Insgesamt zielen Energiesparvorschläge viel zu oft nur auf die Dinge, die nicht wirklich eine Verhaltensänderung erfordern. Doch um die Energiewende rechtzeitig zu schaffen, müssten wir alle viel achtsamer mit Strom umgehen, wie mit einem hohen Gut, welches er ja ist; selbst wenn er so billig ist, dass wir die Mehrkosten eines brennenden Lichts noch nicht einmal erwähnenswert finden.

 

Und noch ein kleiner Kommentar zuletzt. Natürlich ist es für die ärmeren Menschen unter uns wichtig, so viel wie möglich Geld zu sparen, auch beim Strom. Im Sinne der Energiewende wäre es aber auch sehr wichtig, die weniger Armen unter uns anzusprechen, von denen sicherlich nicht wenige in sehr viel höherem Maße Energie verschwenden, selbst wenn sie einen Kühlschrank mit A+++ haben. Eine Gleichzeitigkeit wäre da wünschenswert gewesen, um deutlich zu machen, dass Energiesparen für uns alle wesentlich ist; nicht nur, um Geld zu sparen, sondern um uns eine lebenswerte Zukunft zu sichern. Die ist nämlich auch wichtig, nicht nur das Geld.

 

 

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