Heute haben 172 Staaten das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet. Doch volle Gültigkeit bekommt es erst, wenn mindestens 55 Staaten das Abkommen ratifizieren. Und auch danach ist der Weg noch lange. Vor allem braucht es dazu einen Preis auf CO2.
Ein Kommentar von Ottmar Edenhofer vom 21.4.:
Bei der Unterzeichnung des Pariser Klima-Abkommens durch Staats- und Regierungschefs in New York seien „schöne Reden voller großer Worte“ zu erwarten, so schreibt Professor Dr. Ottmar Edenhofer,
Ökonom und Stellvertretender Direktor am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), in seinem Kommentar „Zur Sache“ für die Website des Deutschen Klima-Konsortiums (DKK). Das Pariser
Abkommen sei zwar „ein fantastischer Erfolg der internationalen Klimadiplomatie. Weniger gern gehört wird: Das Abkommen ist noch kein Durchbruch für einen wirksamen Klimaschutz.“ Es sei „der
Anfang eines Weges, nicht sein Ende.“
„Derzeit ist die Weltwirtschaft nicht auf dem im Dokument der UN-Klimakonferenz ganz ausdrücklich angepeilten Weg in die Dekarbonisierung, sondern
im Gegenteil auf dem der Karbonisierung. In China, Vietnam, der Türkei sind Kohlekraftwerke in einer solch ungeheuren Größenordnung in Planung, dass sie alle Bemühungen zur Begrenzung der
Klimarisiken zunichte machen können, wie wir jetzt errechnet haben“, so berichtet der renommierte PIK-Chefökonom, der auch das Mercator Research Institute for Global Commons and Climate Change leitet.
Jetzt sei es an den Sozialwissenschaften, die „scharfen Werkzeuge“ aufzuzeigen, mit denen sich das angestrebte Klimaziel erreichen lässt,
die globale Erwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen. „Ein Mindestpreis auf CO2-Emissionen ist das wichtigste dieser
Werkzeuge. Es setzt gleich doppelt einen Anreiz, der zu Klimaschutz führt: Das Verfeuern von Kohle und Öl wird teurer – und Energie aus Sonne und Wind attraktiver. Vor allem aber bietet
die CO2-Bepreisung nicht nur langfristig die Vermeidung von kostenträchtigen Klimarisiken, sondern auch kurzfristig dringend benötigte Einnahmen, die zur Armutsbekämpfung eingesetzt
werden können.“ Allerdings, so ergänzt der Kommentator: „Beim Europäischen Emissionshandel haben auch wir Ökonomen Lehrgeld zahlen müssen. Er funktioniert miserabel. Deshalb ist heute
klar, dass es nicht nur irgendeinen Preis auf CO2 geben muss, sondern einen von handlungsfähigen Regierungen gesetzten Mindestpreis. Erst dieser kann die Erwartungen der
Investoren so weit stabilisieren, dass diese ihr Geld in emissionsarme Innovationen stecken, wodurch dann Cleantech auf breiter Front billiger und besser wird. Nationale Mindestpreise für
CO2 könnten dann international koordiniert werden – dafür wäre die G20 ein Forum, gerade jetzt mit der Präsidentschaft erst von China und dann von Deutschland.“
Der Kommentar von Ottmar Edenhofer schließt mit den Worten: „Wer A sagt, nämlich Paris-Abkommen und Zwei-Grad-Ziel, der muss auch B sagen, nämlich CO2-Preis. Alles andere ist
besserenfalls naiv, schlechterenfalls verlogen. Die Politik steht in der Verantwortung, einen verlässlichen Rahmen zu setzen. Dann – aber auch nur dann – wird die Wirtschaft diesen mit Leben
füllen. Es würde sich lohnen.“
Den Kommentar von Prof. Dr. Ottmar Edenhofer in voller Länge finden Sie auf der DKK-Website:
www.deutsches-klima-konsortium.de
www.deutsches-klima-konsortium.de/index.php?id=302#3432
Prof. Dr. Ottmar Edenhofer ist Chefökonom und stellvertretender Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), lehrt als Professor für die Ökonomie des Klimawandels an der TU
Berlin und leitet das Mercator Research Institute for Global Commons and Climate Change. Von 2008 bis 2015 war er Ko-Vorsitzender der Arbeitsgruppe 3 zum Klimaschutz des Weltklimarates IPCC. Das
PIK ist Mitglied des Deutschen Klima-Konsortiums.
Der DKK-Kommentar „Zur Sache“ wird seit 2014 auf der DKK-Website veröffentlicht.
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